Die Linse ist das zentrale Element des dioptrischen Apparats. Sie trägt also wesentlich dazu bei, dass einfallende Lichtstrahlen gebündelt auf der Netzhaut abgebildet werden können. Dabei handelt es sich nicht um einen starren Festkörper wie etwa Linsen aus Glas. Nein, Augenlinsen sind dehnfähig und elastisch. Das müssen sie auch sein, um sowohl Gegenstände in der Ferne als auch naheliegende Objekte scharf sehen zu können.
Anatomischer Aufbau der menschlichen Linse
Chemisch betrachtet besteht die Augenlinse aus kristallinen Proteinen (Eiweißstoffe) und zu 40 Prozent aus Wasser. Duch die dichte Aufeinanderlagerung dieser Stoffschichten erscheint die Linse durchsichtig. Aber auch anti-oxidative Substanzen, die einen allmählichen Abbau der Linse verhindern, sind in der Linse selbst und dem umspülenden Kammerwasser vorhanden. Dazu zählen allen voran Vitamin C (Ascorbinsäure) und Enzyme wie die Katalase. Die Augenlinse enthält keinerlei Blutgefäße oder Nerven.
Strukturell ist die Linse von einer sehr dünnen Kapsel umhüllt. Zum Linsenmittelpunkt hin folgen dann die Linsenrinde und der Linsenkern. Die Linse misst etwa 3 bis 4 Millimeter in der Dicke und knapp 10 Millimeter im Durchmesser. Ihre Form bezeichnet man auch gerne als bikonvex, da sie sich in beide Richtungen nach außen wölbt.
Die Linse schwimmt nicht lose im Kammerwasser umher, sondern sie ist über sogenannte Zonulafasern (Zonula Zinni) am Ziliarkörper (Muskel) befestigt, ja man könnte fast sagen aufgehängt. Die Zonulafasern selbst entspringen aus der Linsenkapsel und straheln in kleine Einbuchtungen, die sich am Ziliarkörper befinden.
In der eigentlichen Linse selbst befinden sich Rinde und Kern, welche aus Linsenfasern aufgebaut und zirkuläre Zellschichten bilden. Dabei ‘wächst’ die Linse von innen nach außen. Das bedeutet, es bilden sich nach und nach immer weider neue Faserschichten, die sich schalenförmig um den bestehenden Linsenkern legen. Dadurch wird kompensiert, das äußere Zellschichten in der Linsenrinde ab und an absterben.
Leider nimmt durch diesen beständigen Wachstum die Dichte und Härte des Linsenkerns im inneren immer weiter zu, sodass dieser an Elastizität einbüßt. Dieses Phänomen ist die Ursache für Alterssichtigkeit (Presbyopie), welche etwa ab dem 40. Lebensjahr beginnt.
Ernährung der Linse
Da die Linse nicht über Blutkreislauf des Körpers mit Nährstoffen versorgt wird, muss es alle lebenswichtigen Stoffe aus dem Kammerwasser beziehen. Dies gelingt ihr über Ionenpumpen, welche sich Ladungsdifferenzen zwischen Kammerwasser und Linsenkörper zu Nutze machen.
Was macht die Linse eigentlich genau? – Funktionen
Im Prinzip hat die Linse genau zwei wichtige Funktionen.
Zum einen ist sie zusammen mit der Hornhaut wesentlich an der Lichtbrechung einfallender Lichtstrahlen beteiligt. Ihr Brechungsindex (ein Maß dafür, wie stark das Licht in seiner Richtung beim Durchlaufen des Linsemediums gebrochen wird) beträgt 1,42. Trübt sich die Linse, beispielsweise in Folge eines Grauen Stars, so nimmt die Brechkraft der Linse drastisch ab.
Zum anderen ist sie für die Akkomodation verantwortlich. Das heißt, das unterschiedlich weit entfernte Gegenstände mittels Dehnung/Stauchung der Linse scharf abgebildet werden.
- Sehen in der Nähe: Die Ziliarkörper kontrahieren sich, sodass die Zonulafasern erschlaffen. Dadurch erhöhen sich Wölbung und Brechkraft der Linse.
- Sehen in der Ferne: Hier erschlaffen dei Ziliarkörper, und die Zonulafasern sind gespannt. Die Folge davon ist eine Streckung und Abflachung der Augenlinse.
Interessant ist, dass die Nahakkomodation, also das Scharf-stellen auf Objekte unmittelbar vor dem Auge, bei Kindern deutlich besser funktioniert als bei Erwachsenen (um ganze 3 bis 4 Dioptrien).
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